Interview mit Mary Cronos von Fakriro
Die LBM2020 steht wieder kurz bevor und viele Autor:innen fragen sich, ob die Teilnahme an einer Buchmesse überhaupt lohnenswert ist.
Dazu habe ich mir Mary Cronos als Interviewpartnerin eingeladen. Mary ist nicht nur Hybridautorin, sondern hat auch gemeinsam mit Sabrina Schuh ein neuartiges Messepräsentationskonzept für SP´ler entwickelt.
Inhalt
Welche Ziele kann man als Autor:inn bei einer Buchmesse verfolgen?
Sicher vor allem drei Ziele: Die Bekanntheit der eigenen Autorenmarke und Werke erhöhen, das Netzwerk zu Kolleginnen, Dienstleistern und anderen Personen der Buchbranche ausbauen und im Idealfall natürlich: Bücher verkaufen.
Verkaufe ich wirklich so viele Bücher, dass sich die Investitionskosten lohnen?
Das hängt von einer Vielzahl an Faktoren ab. Zum einen von den äußeren Bedingungen wie der Größe, Position und Ansehnlichkeit des Stands – also schlicht dem Anziehungsfaktor für Interessenten. Dabei gilt leider: Je mehr Aufmerksamkeit der eigene Stand in der Masse anderer Stände auf einer großen Messe erzeugen soll, desto teurer und aufwendiger ist seine Installation. Zum anderen kommt es aber auch auf den jeweiligen Autor bzw. die jeweilige Autorin selbst an. Der schönste Stand nützt nichts, wenn diejenigen, die darin auf Besucher warten, nicht in der Lage sind, deren Interesse zu fesseln und in einen Kaufwunsch zu verwandeln.
Darüber hinaus muss allerdings noch etwas anderes klar sein: Die Effektivität eines Messestands bemisst sich nicht nur in den unmittelbaren Verkaufszahlen. Wie ich eben schon sagte, geht es auch um die Erweiterung der eigenen Bekanntheit. Ein guter Stand, eine gute, ansprechende PR hat auch Spätfolgen. Interessenten, die Zuhause in Ruhe recherchieren oder die sich bei ihrem nächsten Besuch in der Buchhandlung erinnern.
Was bringen Lesungen?
Da gilt eine vergleichbare Antwort: Es kommt auch hier auf äußere Umstände und auch den Vortragenden an. Äußere Umstände sind in diesem Fall nicht nur Look und Lage der Lesebühne, sondern vor allem auch die Uhrzeit: Nicht kurz nach Öffnung, nicht kurz vor Schließung, nicht parallel zu einer Konkurrenzveranstaltung mit gleicher Zielgruppe.
Auf diese Faktoren hat man als Vortragende auf einer Messe selten Einfluss. Was wir aber beeinflussen können, ist unsere Außenwirkung. Lesungen sind mehr als das Vorlesen eines Textes. Eine gute Lesung ist für alle Anwesenden ein Erlebnis – und dann bringt sie auch allen Anwesenden etwas. Der Autorin vor allem neue Leser.
Welchen Mehrwert habe ich von Signierveranstaltungen? Kommt da überhaupt wer?
Ich weiß, meine Antworten wiederholen sich. Ich versuche also etwas zu den vorherigen zu ergänzen: Für eine Signierstunde braucht man viel Werbung und im Idealfall schon eine gewisse Bekanntheit. Sonst kann das ganze schnell frustrierend werden. Die eigenen Leser sollten wieder und wieder vor der Signierstunde eingeladen werden und sollte am Ende dennoch wenig los sein, ist es wichtig, selbst aktiv zu werden und Messebesucher anzulocken.
Welche Unterschiede gibt es beim Messebesuch zwischen Verlagsautor:innen und Self-Publisher:innen?
Das kann man so absolut nicht sagen. Um deine Frage zu beantworten, müsste sie durch eines der Adjektive „erfolgreich“ oder „renommiert“ vor „Verlagsautor:innen“ ergänzt werden. Ich bin selbst Hybridautorin, aber viel zu irrelevant für einen großen Verlag wie Droemer Knaur. Wer ein Zugpferd der Verlage ist, erhält seine Präsenz auf der Messe, seine Werbung und Aufmerksamkeit.
Unbekanntere Verlagsautorinnen oder Selfpublisher haben diesen Support durch ein „Mutterschiff“ auf der Messe eben nicht. D.h. um dort sichtbar zu werden, müssten sie selbst viel Geld in die Hand nehmen, um Bühnenzeiten, Signierslots oder einen Stand zu erhalten. Das war auch unser Ansporn für Fakriro. Allein ist das finanziell nur für wenige realisierbar.
Werde ich als Selfpublisher:in von den Besuchern überhaupt wahr genommen?
Auch hier kommt es wieder darauf an, wie ich mich präsentiere. Sowohl bei einem Stand, als auch bei Events, an denen ich teilnehme – oder wenn ich auch nur einfach so durch die Gänge streune. Für Besucher, die mich noch nicht kennen, bin ich „die Frau mit dem Drachen und den langen Haaren“. Yngwie und ich werden überall erkannt und inzwischen auch wiedererkannt. Ein Markenzeichen zu haben gehört zur Entwicklung der eigenen Autorenmarke. Es muss nicht gleich ein Drache sein, aber es hilft, wenn dieses Erkennungszeichen als Gesprächsopener taugt. Dergestalt ausgestattet, braucht man nur ein waches, freundliches Lächeln und genug Aufmerksamkeit – dann bekommt man letztere auch zurück.
Gibt es Alternativen zu den beiden großen Messen?
Ich würde es nicht Alternativen nennen, sondern Ergänzungen. Vor allem auch, um das eigene Netzwerk innerhalb der Branche auszubauen, sind die beiden großen Buchmessen essenziell. Und wenn es nur als Fachbesucher ist. Ich werde jetzt zum achten Mal in Leipzig sein und im Herbst zum siebten Mal in Frankfurt (einmal kam mir mein Examen dazwischen). In diesem Jahr zum ersten Mal mit einer Standpräsenz. Trotzdem habe ich jedes Mal sehr von meinen Besuchen profitiert.
Dafür ist eine gute Vorbereitung und ein Plan darüber, mit welchem Ziel ich welches Event besuche, allerdings essentiell.
Die deutlich kleinere, aber dennoch bereichernde BuchBerlin ist gerade für mich als Berlinerin natürlich ein Pflichttermin. Sie ist erschwinglicher, aber hat dafür eben auch nur den Bruchteil der Größe der anderen Messen.
Die Online-Buchmesse (OBM) ist eine herrliche Bereicherung im virtuellen Raum und gibt vor allem denen die Chance, sich auszutauschen, die nicht mal eben nach Leipzig oder Frankfurt reisen können. Aber auch sie kann schwerlich ein Ersatz sein.
Ich empfinde die großen Buchmessen als zwei gigantische Klassentreffen, auf denen viel mehr geschieht als nur das Verkaufen von Büchern. Es ist in meinen Augen wichtig, dort präsent zu sein – oder mindestens hilfreich. Zum Verkaufen von Büchern empfehle ich kleinere Events, die mehr auf die eigene Zielgruppe zugeschnitten sind. Ich besuche als Fantasyautorin beispielsweise im April die Magiccon und im Mai und November zwei Comic Cons. Es gibt für die meisten großen Genre passende Events, auf denen man als Autorin positiv auffallen kann. Vorausgesetzt, man mag diese Form der Öffentlichkeit und des „Selbst-Verkaufs“, denn genau das muss man auf all diesen Veranstaltungen können: Sich selbst und seine Werke in ein gutes Licht stellen und ansprechend präsentieren.
Welche Werbemittel muss ich unbedingt dabei haben, damit ich gesehen werde?
Das hängt nicht zuletzt vom eigenen Titel ab. Für jedes Buch bieten sich andere Werbemittel an. Mit Leseproben und Visitenkarten sollte aber in meinen Augen jede Autorin ausgestattet sein – übrigens im Idealfall nicht nur auf einer Messe, sondern jederzeit.
Und Werbemittel müssen oder sollten im Übrigen auch nicht nur Prints sein. Digitale Werbung ist nicht minder wichtig. Allem voran eine ansprechende, aktuelle und responsive gestaltete Autorenwebsite.
Wie viele Bücher soll ich mitnehmen?
Das kommt darauf an, welche Möglichkeiten man zum Verkauf hat. Wenn ich diese Frage jetzt auf ein Regal bei Fakriro beziehe: Vorab wird das schwierig. Nach dem ersten Mal können wir sicher konkretere Zahlen nennen. Wenn alle Regale vergeben sind, werden wir kalkulieren, wie viel Lagerfläche jeder Autorin am Stand zur Verfügung steht. Wer während der Messe in Frankfurt sein wird, kann natürlich täglich nachliefern. Mein Rat lautet hier: Lieber Bücher wieder mit nach Hause nehmen, als schon nach der Hälfte der Zeit ausverkauft zu sein.
Welcher Autor:innen Typen haben auf einer Präsenzmesse überhaupt eine Chance?
Ich habe es ja in den anderen Antworten schon durchscheinen lassen: Natürlich hilft es, offen und mit einem gewissen Selbstbewusstsein aufzutreten. Vor allem, wenn man dort als Einzelkämpferin unterwegs ist.
Gerade für die eher Schüchternen, die sich nicht so gern selbst anpreisen, ist Fakriro eine gute Wahl. Wir verkaufen ja für die Autoren. An unserem Stand werden mehrere hundert Titel von mindestens 60 Autorinnen und Autoren anwesend sein. Natürlich können die Autoren nicht alle die ganze Zeit über am Stand stehen, um ihre Bücher anzupreisen. Bei Fakriro übernimmt diesen Dienst das Standteam – bestehend aus gut gelaunten, bestens über die Titel informierten Standelfen, die jedem Interessenten gern beratend zur Seite stehen und für jeden das richtige Buch finden.
Gibt es Genreabhängigkeiten, die zu beachten sind?
Ich würde es eher so ausdrücken: Kenne deine Zielgruppe. Die muss sich nicht unbedingt und nicht nur über das Genre definieren.
Um die geeigneten Veranstaltungen und Werbemittel zu finden, hilft es sehr, sich Gedanken zu seiner Zielgruppe zu machen. Und um hier schlau zu werden hilft vor allem eins: Ausprobieren. 😉
Was genau ist Fakriro und für wen ist Fakriro geeignet?
Fakriro ist das Theater auf den großen Buchmessen für Selfpublisher only. Wir sind Buchhandlung, Lounge und Bühne in einem. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, Selfpublisher auf einem neuen, werbewirksamen Weg in Frankfurt und Leipzig sichtbar zu machen.
Man kann sich als SP-Autorin bzw. SP-Autor bei uns um einen Regal-Platz an unserem Stand in den Genre Fantasy, Krimi und Romance bewerben – und/oder um eine entsprechende Lesung oder Signierstunde. An unserem Stand findet durchgehend Programm statt und wie schon angedeutet Werbung und Verkauf durch unser Team.
Zu dieser Werbung gehört auch Onlinewerbung vorab auf unserer Website und in den Social Media, sowie der Eintrag von Lesungen und Signierstunden in den Veranstaltungskalender der Buchmesse.
Wer einen Platz bei uns erwirbt, der nimmt außerdem – sofern auf der Messe anwesend – beim entsprechenden Meet&Greet seines Genres teil: Am Wochenende wird es täglich ein Meet & Greet in den Genre Krimi, Romance und Fantasy in der Frankfurt Authors Lounge geben.
Mehr Informationen zu Fakriro und das Bewerbungsformular findet Ihr auf www.fakriro.de.
Mehr über Mary Cronos übrigens auf meiner Autorenseite www.mary-cronos.world und meinem Blog Blog www.cronos-post.news.