Pascal ist Selfpublisher mit Leib und Seele. In diesem Interview gibt er tiefe Einblicke in seinen Onlinemarketingablauf. Ein Erfolgsgeheimnis ist sein Newsletter.

Namen: Pascal Wokan       Autor seit: 2017 Jahrgang: 1986

Genre: Fantasy

Social Media Profile

 

Interview

Helen:
Du bist ein erfolgreicher Selfpublisher mit einem Sammelband als Amazon Bestseller. Wie viel Arbeit hast du in das Marketing investiert?

Pascal:
Tatsächlich habe ich nicht sehr viel Arbeit in das Marketing investiert. Ich arbeite mit verschiedenen Bloggern zusammen, mache über verschiedene Social Media-Kanäle Werbung und pflege meine eigene Homepage. Zusammengefasst fällt bei mir aber nicht so viel Arbeit an, wie man erwarten würde. Dank meiner Erfahrung im Selfpublishing kann ich viele Schritte innerhalb kurzer Zeit bewältigen. Mittlerweile sind viele Prozesse schon fast automatisiert und bieten mir daher die Möglichkeit, meine Zeit sinngerichtet zu verwenden: Für das Schreiben.

Helen:
Hast du einen Veröffentlichungsplan, wenn du ein neues Werk auf den Markt bringst?

Pascal:
Ja, diesen Veröffentlichungsplan habe ich mir im Laufe der Zeit erarbeitet. Einige Möglichkeiten, wie die Werbeplattform XTME, habe ich noch nicht genutzt, es gibt aber bestimmte Vorgehensweisen, die sich für mich bewährt haben. Dazu zählt zum Beispiel eine Einführungsaktion neuer Bücher, d.h. nach Veröffentlichung werden digitale Ausgaben meine Bücher für ca. eine Woche für nur 0,99€ angeboten. Gleichzeitig versende ich meinen Newsletter, nutze die Werbeaktion von eBook-Sonar und mache Werbung in verschiedenen Foren und auf Social Media-Plattformen. Durch diese Vorgehensweise gelangen meine Bücher in der Regel innerhalb weniger Tage in die Amazon-Bestsellerlisten. Danach hebe ich schrittweise den Preis an, bis dieser auf dem Standardniveau der entsprechenden Preiskategorien liegt.

Ich habe festgestellt, dass es äußerst wichtig ist, direkt in den ersten Tagen der Veröffentlichung möglichst weit gefächert präsent zu sein. Wird das Buch in dieser Zeit häufig erworben und ist vorne in den Bestsellerlisten auffindbar, dann ist eine gewisse Hürde überwunden und das Buch verkauft sich daraufhin wie von selbst. Jeder Autor muss hier seinen eigenen Veröffentlichungsplan finden, für mich hat sich diese Vorgehensweise allerdings bewährt.

Helen:
Wie wichtig ist das Social-Media-Marketing?

Pascal:
Diese Frage ist für mich schwierig zu beantworten. Für manche Autoren ist es sicherlich von großer Bedeutung (und diese werden mir auch bestimmt in meiner Argumentation widersprechen), wenn ich aber ganz ehrlich bin, dann liegt dieser Fall bei mir nicht vor. Ich habe in den sozialen Netzwerken vergleichsweise wenige Follower, trotzdem konnte ich im vergangenen Jahr 2017 knapp 30.000 Verkäufe verzeichnen. Es gibt einige Autoren, die über 5000 Follower auf Twitter verfügen, tagtäglich dort ihre News streuen und überall mitmischen, dennoch sucht man deren Bücher in den Bestsellerlisten vergebens. Ich glaube, dass es wichtig ist, eine gewisse Präsenz auf verschiedenen Plattformen zu bieten. Dadurch kann man nicht nur seine Follower auf den Laufenden halten, sondern bietet seinen Lesern auch eine gewisse Bezugsquelle oder vielmehr eine Anlaufstation, um mehr über die Persönlichkeit des Autors zu erfahren. Letztendlich bin ich aber der Meinung, dass Social Media Plattformen für das Marketing überschätzt werden.

Viel wichtiger empfinde ich den Newsletter der eigenen Homepage. Hierbei ist es natürlich wichtig die richtigen Inhalte seinen Lesern zu präsentieren und auf Klasse statt Masse zu setzen. Es hat sich aber für mich im Laufe der Zeit herausgestellt, dass jener Newsletter deutlich erschwinglicher für zielgerichtetes Marketing ist. Zusammengefasst mag das Social Media Marketing für einige Autoren von Bedeutung sein. Ich persönlich konnte aber noch keinen großen Nutzen daraus ziehen, obwohl ich mich natürlich über jeden Follower freue.

Helen:
Über welche Plattformen erreichst du deine Leser?

Pascal:
Im Sinne von Social Media Plattformen: Facebook und Twitter.

Helen:
Wie empfindest du die Kommunikation mit den Lesern auf dieser Plattform?

Pascal:
Ich empfinde die Kommunikation als sehr angenehm. Besonders auf Facebook ist es ein entspanntes und persönliches Umfeld. Für Follower ist es interessant mehr über den Autor und seine Interessen zu erfahren, der gleiche Fall liegt aber auch für den Autor vor. Twitter hingegen ist etwas eingeschränkter, weshalb ich dort vergleichsweise eher weniger kommuniziere. Das mag am Aufbau der Plattform liegen oder am gesamten Grundkonzept. Eine eindeutige Antwort kann ich darauf leider nicht geben.

Helen:
Deine Homepage lässt den Leser in die Fantasywelt abtauchen. Hast du die Webseite nach einem Konzept erstellt?

Pascal:
Ehrlich gesagt hat meine Homepage in den letzten Monaten einige Änderungen durchlaufen, da ich nie ganz zufrieden war. Mittlerweile habe ich mich aber auf ein Konzept festgelegt, das meinen Vorstellungen entspricht. Wichtig war mir, dass Besucher direkt bei Zugriff auf die Webseite wissen, worum es geht. Ich schreibe hauptsächlich Fantasy, also wird dieser Eindruck durch eine entsprechende Grafik und den Aufbau der Startseite aufgefangen. Man muss hierbei bedenken, dass sich viele Besucher nicht die Zeit nehmen, um die gesamte Webseite anzuschauen. Aus diesem Grund sind die Informationen möglichst auf den Punkt gebracht, überschaubar und machen (hoffentlich) Lust auf mehr.

Helen:
Für wie wichtig erachtest du Blogtouren? Lohnen sie sich heutzutage noch?

Pascal:
Eine interessante Frage, denn auch hierbei gibt es bestimmt einige Autoren, die diese anders beantworten würden. Ich persönlich sehe in Blogtouren keinen großen Nutzen. Das mag vielleicht vor einigen Jahren noch anders gewesen sein, heutzutage liegt dieser Fall aber nicht mehr vor. Man muss hierbei bedenken, dass es ein enormer Aufwand für den Autor ist, alles mit den einzelnen Blogger/innen durchzuplanen und abzustimmen. Das kostet nicht nur extrem viel Zeit, sondern auch Nerven. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass es deutlich effizienter ist, sich ein eigenes Blogger-Team aufzubauen, dessen Blogger/innen direkt bei Veröffentlichung eines Buches darüber schreiben. Nun könnte damit argumentiert werden, dass eben jene Blogger/innen an besagter Blogtour mitwirken könnten: Ja, das ist vollkommen richtig. Blogtouren haben aber die besondere Eigenart, dass sie sich auf bestimmte Elemente des Buches oder des Autors konzentrieren und die Vorgabe haben, genau zu einem bestimmten Zeitpunkt veröffentlicht zu werden. Ich möchte meinen Blogger/innen aber nicht vorschreiben, worüber sie schreiben sollen und wann sie dies tun.

Helen:
Wie kommst du mit Bloggern in Kontakt?

Pascal:
Zum einen über rezi-suche.de, zum anderen durch soziale Netzwerke und Leserforen. Es kam aber auch schon vor, dass ich von Kollegen eine persönliche Empfehlung bekommen habe.

Helen:
Wie erstellst du deine Grafiken und welcher Aufwand steckt dahinter?

Pascal:
Für Buchcover ziehe ich meistens einen befreundeten Coverdesigner zurate. Meine Karten und allgemeinen Grafiken erstelle ich mit Photoshop und nutze hierbei frei kommerziell nutzbare Bilder als Grundlage. Da ich schon früher einige Erfahrungen in diesem Bereich sammeln konnte, fällt mir diese Arbeit vergleichsweise leicht. Der Aufwand unterscheidet sich je nach Grafik. An einigen Karten habe ich knapp zehn Stunden gesessen, andere Grafiken hingegen konnten innerhalb einer halben Stunde abgeschlossen werden. Besonders im Bereich des Grafikdesigns ist es immer wichtig, sich verschiedene Schablonen anzulegen. Das erleichtert die Arbeit und den Aufwand enorm.

Um hierbei noch eine Bemerkung anzufügen: Ich glaube, dass man nicht genug Zeit für Grafiken aufwenden kann, sei es, einen Grafikdesigner zu beauftragen, oder eben jene Grafiken selbst anzufertigen. Das Buchcover ist das erste, was ein Leser zu sehen bekommt. Gefällt es dem Leser, dann entscheidet er sich dazu, den Klappentext zu lesen – und zwar erst danach. Das klingt vielleicht etwas seltsam, zumal ein Cover noch nicht viel über den eigentlichen Inhalt des Buches aussagt, es ist aber leider eine Tatsache.

Helen:
Ist Amazon deiner Meinung nach DIE Plattform für Selfpublisher? 

Pascal:
Diese Frage kann ich aus ganzem Herzen mit Ja beantworten. Amazon ist im Vergleich zu anderen Distributoren die einzige Plattform, die Selfpublisher und Verlage gleich behandelt. Bei Thalia und Co dagegen sind die Taschenbücher von Indie-Autoren gar nicht zu finden, da sie ihre eigenen Verlagsautoren bevorzugen. Erst sobald man den entsprechenden Titel eingibt, wird das Buch angezeigt. Ich persönlich möchte nicht als Autor zweiter Wahl behandelt werden, sondern an meinen Fähigkeiten und meinem Mehrwert für meine Leser/innen gemessen werden.

Ein weiterer Grund ist das Programm KDP-Select. Für viele Autoren ist es abschreckend sich ausschließlich an Amazon zu binden, ich sehe darin aber viele Vorteile. Mittlerweile gibt es enorm viele Nutzer von Kindle Unlimited und jede Ausleihe eines Buches zählt im Ranking der Bestsellerlisten wie ein Kauf. Hierbei gilt die Formel: Je höher des Ranking, desto höher auch die Verkäufe/Ausleihen. Manch ein Leser/eine Leserin ist sich bestimmt unsicher ein Buch von mir zu kaufen, bei Kindle Unlimited ist dies aber anders. Eine Ausleihe kostet den Leser/die Leserin nichts und wenn das Buch nicht gefällt, dann kann es problemlos zurückgegeben werden.

Selbstverständlich gibt es auch einige Nachteile im Amazon-Programm, allen voran der Support-Service, der einen verzweifelten Autor selbst nach der dritten Nachfrage weiterhin mit einer automatisierten Antwort abfertigt. Oder der Umgang mit Rezensionen, die von heute auf morgen (größtenteils) grundlos verschwinden. Zuletzt gibt es viele Leser, die einen großen Bogen um Amazon schlagen und ganz bewusst dort nicht einkaufen. Hierbei fehlt einem also ein ganzes Spektrum an potenziellen Lesern. Alles hat seine Vor- und Nachteile, Amazon ist aber für mich persönlich DIE Plattform für Selfpublisher.

Helen:
Für wen meinst du lohnt sich Kindle Unlimited?

Pascal:
Für Vielleser und Stöberer. Vielleser kommen hier ganz auf ihre Kosten, da mittlerweile enorm viele Bücher in dem Programm vertreten sind. Stöberer können problemlos Bücher ausleihen und wieder zurückgeben, sollte es nicht gefallen. Zugegeben können auch gekaufte Bücher zurückgegeben werden, aber im KU-Programm funktioniert das ein wenig einfacher und unkomplizierter. 

Helen:
Was hältst du von den Lese-Communities und welche Erfahrungen konntest du hier sammeln?

Pascal:
Ich konnte bereits im e-Reader Forum einige Erfahrungen sammeln. Leser aus Lese-Communities sind meistens sehr kritisch und achten auf Dinge, die manch „gewöhnlicher“ Leser nicht mitbekommen würde. Für Autoren kann es eine bereichernde Erfahrung sein, dort sein Werk zur Diskussion zu stellen. Das setzt natürlich voraus, dass man mit vernichtender Kritik umgehen kann, die garantiert kommen wird. Wer ein Problem damit hat, der sollte besser einen Bogen darum machen.

Was ich von Lese-Communities halte? Ich finde sie klasse und ich habe großen Respekt vor den Menschen, die dort moderieren. Ich stelle mir das als sehr schweißtreibende und vor allem nervenaufreibende Arbeit vor, denn eine Buchbewertung/Buchanalyse ist nun einmal subjektiv und wird in der Regel eher kontrovers diskutiert.

Helen:
Du hast einen Newsletter. Wie wichtig ist dieses Marketingmittel für dich?

Pascal:
Wie ich bereits weiter oben erwähnt habe, empfinde ich den Newsletter als eines der wichtigsten Marketingmittel eines Autors. In diesem Bezug möchte ich auf einen Artikel von Matthias Matting auf der Selfpublisher-Bibel hinweisen, der den Newsletter im Detail analysiert hat. Alles Weitere wäre nur eine Wiederholung seiner Worte: zum Artikel

Helen:
Wie hast du deine Zielgruppe identifiziert und wie sprichst du sie gezielt an?

Pascal:
In der Regel schreibt ein Autor über die Dinge, die er selbst liest. Für mich war deshalb von Anfang an klar, dass ich mein Bücher hauptsächlich für Erwachsene schreiben werde. Erst auf Nachfrage von Lesern hin habe ich mich an eine Jugendfantasyreihe gewagt, die tatsächlich sogar erfolgreich geworden ist. Meine Bücher sind meistens der Dark Fantasy und den Fantasyepen zugeordnet, was ein Zeichen dafür ist, welche Zielgruppe angesprochen werden soll. Ein weiterer Hinweis sind Buchcover und Klappentext. Daran können meine Leser direkt erkennen, was sie ungefähr im Buch erwarten wird. Hierbei kann ich nur noch einmal erwähnen, wie wichtig das Cover eines Buches ist. Es ist nicht nur der erste Blickfang, der neugierig macht, es weist auch darauf hin, welches Genre und welche Zielgruppe angesprochen werden soll. Aus diesem Grund ist es auch von großer Bedeutung, dass das Cover zum Inhalt des Buches passt, damit der Leser nicht enttäuscht wird.

Helen:
Welchen Tipp hast du für andere Autoren?

Pascal:
Schreiben, schreiben und nochmals schreiben. Man wird im Laufe der Zeit besser, das ist einfach eine Tatsache. Ich hatte das Glück, dass mein Erstling sehr erfolgreich war und mir deshalb viele Leser gebracht hat. Trotzdem sollte man niemals aufgeben und immer weiter schreiben. Des Weiteren halte ich es für sehr wichtig, sich weiterzubilden und Artikel und Bücher anderer Autoren zu lesen. Besonders in Bezug auf das kreative Schreiben kann man immer dazu lernen.

Als letzten Tipp kann ich anderen Autoren nur raten, sich einen Newsletter auf der Homepage anzulegen. Ein besseres Marketingmittel gibt es nicht.

Helen:
Ein Blick in die Zukunft. Wie denkst du wird sich das Onlinemarketing in den kommenden Jahren entwickeln? Welchen Stellenwert wird es einnehmen und welche Wege sollten neu beschritten werden?

Pascal:
Das Onlinemarketing hat zum jetzigen Zeitpunkt schon einen großen Stellenwert eingenommen und ich wage zu behaupten, dass dieser Stellenwert noch größer werden wird. Neue Quellen werden erschlossen, andere hingegen, die sich nicht durchsetzen konnten, werden verschwinden.

Zum Abschluss bedanke ich mich vielmals für das Interview und wünsche dir alles Gute, liebe Helen!